Gibbon Rehabilitation Project Phuket – Hoffnung für bedrohte Primaten im letzten Regenwald
Inhaltsverzeichnis
- Gibbon Rehabilitation Project Phuket – Hoffnung für bedrohte Primaten im letzten Regenwald
- Fakten zum Gibbon Rehabilitation Project
- Eine Erfolgsgeschichte gegen alle Widerstände
- Der lange Weg zurück in die Freiheit
- Was Sie hier unternehmen können
- Ein Besuch, der bewegt
- Verantwortungsvoller Tourismus beginnt hier
- Ein Blick in die Zukunft
- Häufige Fragen (FAQ)
Die morgendlichen Rufe durchdringen den Nebel über dem Regenwald. Melodisch und kraftvoll zugleich schwingen sich die Gesänge durch die Baumkronen – ein Klang, der vor wenigen Jahrzehnten aus Phukets Wäldern verschwunden war. Heute kehrt er zurück, und das verdanken wir einem außergewöhnlichen Projekt im Herzen des Khao Phra Thaeo Nationalparks.
Das Gibbon Rehabilitation Project liegt versteckt in der Nähe des Bang Pae Wasserfalls und zählt zu den wichtigsten Artenschutzinitiativen Südostasiens. Seit 1992 widmet sich das Team hier der Rettung von Weißhandgibbons, die Opfer des illegalen Tierhandels wurden. Was ich bei meinem Besuch erlebte, bewegte mich tief und zeigte mir, wie wirkungsvoller Naturschutz aussehen kann.
Fakten zum Gibbon Rehabilitation Project
- Lage: Khao Phra Thaeo Nationalpark, Thalang District, Phuket
- Gründung: 1992 (Vorläufer in den 1980er Jahren)
- Erfolge: Über 400 Gibbons gerettet, mehr als 100 erfolgreich ausgewildert
- Besuch: Nur mit Voranmeldung, 1-Stunden-Lernprogramme verfügbar
- Kosten: Ca. 1000 Baht pro Person plus 200-400 Baht Nationalpark-Eintritt
- Tipp: Vormittags kommen, wenn die Gibbons am aktivsten sind
Eine Erfolgsgeschichte gegen alle Widerstände
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit der Gründung hat das Projekt etwa 400 Gibbons aus furchtbaren Situationen befreit. Viele dieser Tiere wurden als Babys ihren Familien entrissen, nachdem Wilderer ihre Eltern getötet hatten. Sie dienten als Fotorequisiten für Touristen oder wurden als Haustiere gehalten. Was folgte, waren oft Jahre des Leidens in viel zu kleinen Käfigen, Mangelernährung und psychische Traumata.
Das Beeindruckendste: Über 100 Gibbons konnten bereits erfolgreich in die Wildnis zurückkehren. In Phuket selbst leben mittlerweile 66 ausgewilderte Gibbons im letzten verbliebenen Regenwald der Insel – dort, wo ihre Vorfahren vor 40 Jahren durch Wilderei ausgerottet wurden. Einige haben sich bereits fortgepflanzt und über mehrere Generationen eine kleine, selbsterhaltende Population aufgebaut. Sie schwingen wieder frei durch die Baumkronen ihres angestammten Lebensraums.
Der lange Weg zurück in die Freiheit
Bei meinem Besuch erklärt mir Roch, ein langjähriger Mitarbeiter, wie aufwendig die Rehabilitation ist. Ein Gibbon braucht zwischen 5 und 15 Jahren Vorbereitung, bevor er ausgewildert werden kann. Sie müssen wieder lernen, was wilde Gibbons instinktiv können: Nahrung im Wald finden, sich vor Gefahren schützen, mit Artgenossen kommunizieren und komplexe soziale Bindungen aufbauen.
Manche Tiere schaffen diesen Schritt nie. Bo, ein 37-jähriger Gibbon, kehrte trotz sieben Auswilderungsversuchen immer wieder zum Zentrum zurück oder suchte die Nähe zu Menschen. Er ist jetzt ein dauerhafter Bewohner des Projekts – ein Leben in Würde, wenn auch nicht in völliger Freiheit. Seine Geschichte zeigt, wie tiefgreifend die Schäden sind, die Gefangenschaft bei diesen intelligenten Tieren anrichtet.
Das Projekt arbeitet mittlerweile an zwei Standorten: in Phuket und in der Provinz Chiang Mai im Norden Thailands. Die Erfolgsquote liegt bei etwa 50 Prozent – eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, dass dies weltweit als einziger halbwegs erfolgreicher Versuch gilt, Gibbons zurück in die Wildnis zu bringen.
Was Sie hier unternehmen können
- 1-Stunden-Lernprogramm über Gibbons und ihre Rehabilitation buchen (vormittags besonders eindrucksvoll)
- Gibbons in naturnahen Gehegen beobachten – mit respektvollem Abstand
- Wanderung zum nahen Bang Pae Wasserfall unternehmen
- Durch den letzten Regenwald Phukets streifen und seltene Pflanzen entdecken
- Im Besucherzentrum mehr über die Einzelschicksale der geretteten Tiere erfahren
- Den kleinen Souvenirladen besuchen und das Projekt durch Spenden unterstützen
Ein Besuch, der bewegt
Das Gibbon Rehabilitation Project ist bewusst kein Zoo. Sie werden hier keine Shows sehen und die Tiere nicht anfassen können. Genau das macht den Besuch so wertvoll. Die Gibbons, die Sie aus sicherer Entfernung beobachten können, werden gezielt mit minimalem Menschenkontakt gehalten – eine Voraussetzung für eine spätere Auswilderung.
Beim Rundgang durch das Gelände höre ich die charakteristischen Gesänge der Gibbons. Diese melodischen Rufe dienen der Kommunikation zwischen den Familiengruppen und markieren Territorien. Als sich zwei Gruppen gegenseitig „antworten“, entsteht ein fast orchestraler Klang, der sich durch den gesamten Wald zieht. Dieser Moment allein ist den Besuch wert.
Das Projekt finanziert sich hauptsächlich durch Besucherbeiträge und Spenden. Mit monatlichen Kosten von etwa 200.000 Baht – fast die Hälfte davon für Futter und medizinische Versorgung – ist jeder Beitrag wichtig. Seit 2015 unterstützt eine Solaranlage das Zentrum mit sauberer Energie für Beleuchtung, Kühlung und Bildungsmaterial.
Verantwortungsvoller Tourismus beginnt hier
Das Projekt leistet wichtige Aufklärungsarbeit. Wer hierherkommt, erfährt, warum Sie niemals ein Foto mit einem Gibbon machen sollten. Für jedes Baby, das als Requisite dient, wurden durchschnittlich drei Gibbon-Familien zerstört. Die Eltern und oft weitere Familienmitglieder werden getötet, um an die Jungtiere zu kommen.
Diese Information verändert den Blick auf vermeintlich harmlose Touristenattraktionen. Das Team betont: Wer ein Selfie mit einem Gibbon ablehnt, rettet indirekt Leben. Die Nachfrage bestimmt das Angebot – und wenn Touristen nicht mehr mitmachen, lohnt sich das grausame Geschäft für die Wilderer nicht mehr.
Sie können Ihren Besuch perfekt mit einer Erkundung des Nationalparks verbinden. Der Bang Pae Wasserfall liegt nur wenige Gehminuten entfernt und lädt nach dem Lernprogramm zu einer erfrischenden Pause ein. Wer mehr Zeit hat, wandert auf dem vier Kilometer langen Pfad zum Ton Sai Wasserfall und erlebt die volle Pracht des letzten Regenwalds von Phuket.
Ein Blick in die Zukunft
Trotz aller Erfolge ist die Arbeit längst nicht getan. Das Team prüft derzeit einen dritten Auswilderungsstandort in Zentralthailand. Noch immer warten zu viele Gibbons auf Rettung, Rehabilitation und die Chance auf ein Leben in Freiheit. Das erklärte Ziel des Projekts klingt paradox: Es möchte sich selbst überflüssig machen. Der Tag, an dem keine Gibbons mehr gerettet werden müssen, weil der illegale Handel gestoppt wurde – das wäre der größte Erfolg.
Bis dahin bleibt das Gibbon Rehabilitation Project ein Leuchtturm für verantwortungsvollen Artenschutz. Es zeigt, dass Tourismus und Naturschutz Hand in Hand gehen können, wenn beide Seiten bereit sind, neue Wege zu gehen. Besucher werden nicht mit süßen Tierbabys gelockt, sondern mit Wissen, Respekt und der Möglichkeit, Teil einer wichtigen Mission zu werden.
Wenn Sie Phuket besuchen, planen Sie Zeit für diesen besonderen Ort ein. Buchen Sie im Voraus über die offizielle Website des Projekts, respektieren Sie die Regeln zum Schutz der Tiere und nehmen Sie sich die Ruhe, wirklich zuzuhören. Die Geschichten, die Ihnen hier erzählt werden, werden Sie nicht vergessen – und vielleicht ändern Sie dadurch Ihre Sicht auf Wildtiere in Gefangenschaft für immer.
Weitere nachhaltige Reiseerlebnisse auf Phuket finden Sie unter unseren Reisetipps für bewussten Tourismus.
Häufige Fragen (FAQ)
Kann ich das Gibbon Rehabilitation Project spontan besuchen?
Nein, Besuche sind nur mit vorheriger Buchung möglich. Das Projekt begrenzt die Besucherzahl auf maximal 36 Personen pro Tag, um die Gibbons nicht zu stören. Buchen Sie am besten einige Tage im Voraus über die offizielle Website.
Wie viel Zeit sollte ich für den Besuch einplanen?
Das 1-Stunden-Lernprogramm dauert tatsächlich etwa eine Stunde. Planen Sie zusätzlich Zeit für den nahegelegenen Bang Pae Wasserfall ein – so wird daraus ein schöner halber Tag im Regenwald.
Kann ich die Gibbons anfassen oder füttern?
Nein, direkter Kontakt ist nicht erlaubt. Die Tiere werden bewusst mit minimalem Menschenkontakt gehalten, um eine spätere Auswilderung zu ermöglichen. Sie beobachten die Gibbons aus sicherer Entfernung durch Gitter.
Wann ist die beste Zeit für einen Besuch?
Vormittags sind die Gibbons am aktivsten. Sie haben dann die beste Chance, ihre beeindruckenden Gesänge zu hören. Die kühleren Morgenstunden sind zudem angenehmer für die Wanderung durch den Regenwald.
Wie kann ich das Projekt zusätzlich unterstützen?
Neben dem Eintrittsgeld können Sie im kleinen Souvenirshop einkaufen oder direkt spenden. Noch wichtiger: Lehnen Sie überall Fotoangebote mit Gibbons oder anderen Wildtieren ab und klären Sie andere Reisende über die Hintergründe auf.
Textrechte bei Urlaub Meer Strand
Erstveröffentlichung: März 2025 | Aktualisiert am: 02. November 2025